Gedenkanlass zum Flugzeugabsturz von Würenlingen vom 21. Februar 1970
Gedenkanlass zum Flugzeugabsturz von Würenlingen vom 21. Februar 1970
von Theodor Zingg
In einem Waldstück in Würenlingen AG ist am Freitag, 21. Februar 2020 der 47 Opfer des Bombenanschlags auf eine Swissair-Maschine vor 50 Jahren gedacht worden.
Die vielen Besucher zeigten, dass der Tag nicht vergessen werde, sagte Ruedi Berlinger, Mitorganisator des Gedenkanlasses und Sohn des beim Absturz getöteten Flugkapitäns.
Es gehe um das Gedenken und nicht um Geschichtsaufarbeitung oder um politische Abrechnungen, sagte Arthur Schneider, langjähriger Gemeindeammann von Würenlingen und Mitorganisator. Die Angehörigen der Opfer erwarten jedoch weiterhin Antworten zu den Hintergründen des Attentats. «Wir kämpfen weiter für Gerechtigkeit und gegen das Vergessen», sagte er.
Der Aargauer Regierungsrat Jean-Pierre Gallati sagte in einem Grusswort, der Absturz der Swissair-Maschine sei der, bis heute, grösste Terroranschlag, den die Schweiz getroffen habe. Leider sei es den Bundesbehörden nicht gelungen, die Verantwortlichen des Attentats zur Rechenschaft zu ziehen und die Hintergründe vollständig aufzuklären.
Jacob Keidar, Botschafter Israels in Bern, sagte: Es ist mir eine Ehre, bei diesem Gedenkanlass, an dem wir uns traurig an die Opfer der Bombe erinnern, die vor 50 Jahren das Swissair-Flugzeug in Würenlingen abstürzen liess, vor Ihnen zu stehen. Mit gesenktem Kopf und mit Trauer in unseren Herzen denken wir an jede Familie und an den Moment, in dem ihre Leben auf den Kopf gestellt wurden. Wir gedenken heute jedem einzelnen der 47 Menschen, die bei diesem Terroranschlag ihr Leben verloren haben. Während wir schweren Herzens neben dem Gedenkstein stehen, wo das schreckliche Ereignis stattfand, möchte ich Ihnen, lieber Herr Berlinger, folgendes sagen: Mir steigen jedes Mal die Tränen in die Augen, wenn ich die letzten Worte Ihres Vaters, des Piloten höre «We are crashing… goodbye everybody… goodbye everybody!» Liebe Familienmitglieder, ich habe gehört, dass es nach so vielen Jahren noch immer unbeantwortete Fragen gibt. Ich schliesse mich Ihnen in der Hoffnung auf Informationen an, die vielleicht mehr Licht ins Dunkel bringen könnten. Eines ist sicher, die Passagiere und die Besatzung waren die unschuldigen Opfer eines Terroranschlags, der vom “Generalkommando der Volksfront für die Befreiung Palästinas” durchgeführt wurde. Dieser mörderische Terroranschlag auf den Flug SR 330 ist Teil einer sehr langen Liste von bösartigen Anschlägen gegen Zivilisten. Auch heute noch verüben palästinensische Terrororganisationen Anschläge, indem sie Raketen abschiessen, Bomben legen, erstechen, erschiessen und Brände verursachen.
Israel will seit seiner Gründung Frieden mit seinen palästinensischen Nachbarn und der gesamten arabischen Welt. Israel reicht all jenen die Hand, die mit uns in Frieden leben wollen. Aber wir werden diejenigen verfolgen, die uns schaden wollen. Abschliessend möchte ich sagen: Liebe Familien, ich weiss, dass Worte keinen Trost spenden können. Dennoch möchte ich Ihnen, liebe Hinterbliebene der Opfer, in meinem persönlichen Namen, aber auch im Namen des Staates Israel, mein Beileid aussprechen und meine Worte des Trostes anbieten, wenn wir mit grossem Schmerz im Herzen der geliebten Menschen gedenken. Möge ihr Andenken gesegnet sein.
Jakob Keidar hielt seine Rede in Deutsch und in Hebräisch. Danach wurden ein Kranz und Blumengebinde niedergelegt und 47 Kerzen in Herzform angezündet. Shay Zorger, Kantor der israelitischen Cultusgemeinde Zürich (ICZ) betete das «Kaddish» und Vertreter der örtlichen katholischen und reformierten Gemeinden beteten. Die Feier wurde durch den Synagogenchor ICZ unter Leitung von Robert Braunschweig und der Dudelsackgruppe von Ruedi Berlinger musikalisch umrahmt.