Bericht Ausflug St. Gallen am 7.7.2019
Vom 12. April bis 4. August 2019 fand die Sonderausstellung ” The Last Swiss Holocaust Survivors ” im Völkerkundemuseum St. Gallen statt. Ziel der Austtelung war es, einigen der letzten noch lebenden Zeutzeuginnen und Zeitzeugen des Holocaust eine Stimme zu geben.
Die Ausstellung war über zwei Stöcke verteilt. Neben grossen Porträts von Überlebenden der Massenvernichtung des nationalistischen Regimes, waren die Geschichten der abgelichten Personen niedergeschrieben. Die Zeugenaussagen der Opfer über diese zutiefst abscheulichen Tat, waren teilweise nur schwer zu ertragen.
Bedrückt ob diesen hautnahen Zeugenberichten von Überlebenden der Massenvernichtung durch das NS-Regime, schlenderten wir durch die malerisch und gut erhaltende St. Galler Altstadt. Nach einem kurzen Zwischenhalt zur Verpflegung in einem Restaurant ging es weiter zur Synagoge, wo wir vom Rabbiner Tovia Ben Chorin herzlich empfangen wurden.
Die 250-plätzige Synagoge wurde zwischen 1880 und 1881 im maurisch-byzantinischen Stil erbaut. Nun ging es in die Synagoge. Die Damen zuerst. Die Herren mussten zuerst ihre Häupter mit einer Kippa bedecken, ehe sie eintreten und auf den wunderschön gefertigten Holzbänken Platz nehmen durften.
Der Rabbiner referierte über das Judentum, die Synagoge, die jüdische Kultur und Identität und fesselte uns mit seinem enormen Scharm, seinem Witz und Schalk sowie seinem scheinbar grenzenlosen Wissen.
Rabbi Ben Chorin bat uns nach vorne zu treten. Danach wurde der Vorhang, hinter welchen sich die Thorarollen befinden, gelüftet. Zum Vorschein kamen mehrere Thorarollen in wunderschönen bestickten Samtsäcken. Danach wurde die Thorarolle vom Rabbi persönlich aufgerollt. Er las und aus der Thora vor und benutzte dafür den dafür vorgesehenen Zeigestab (auf hebr. Jad). Auf die Frage, weshalb die Juden für die Thoralesung den Jad benützen, scherzte der Rabiner “Die Tora ist viel zu heilig, als dass man sie mit blossen Händen anfassen dürfe!” Natürlich sei sie dies zweifellos, der Grund dazu sei jedoch viel profaner. Der Zeigefinger dient mehr dazu, das Pergament und die Tinte durch den Schweiss und das Fett unserer Finger nicht zu zerstören. Einige Teilnehmerinnen unserer Gruppe durften Ihre Hebräischkenntnisse gleich in die Praxis umsetzen und aus der Thora vorlesen.
Anschliessend wurden wir in den Gemeindesaal der Synagoge eingeladen wo wir weiterhin angeregt über das Judentum und das Christentum diskutierten. Der Rabbiner zeigte uns verschiedene Gegenstände aus dem jüdischen Leben und erklärte ihre Anwendung und Ihre Bedeutung. Höhepunkt der Runde war das gemeinsame Singen des “Schma Israel”.
Leider ging ein lehrreicher und erlebnisreicher Tag viel zu schnell zu Ende.
Tom Graf