Israel-Frauenreise 2019 Bericht
Im März 2019 fand eine besondere Reise für Frauen, die sich mit dem Thema „Die Frau in der Bibel und starke Frauen in Israel heute“ auseinandersetzen wollten, statt.
28 Frauen aus Österreich, Deutschland, der Schweiz und sogar eine Teilnehmerin aus Südafrika begaben sich in das Heilige Land, um sich unter der Leitung von Marie-Louise Weissenböck und Céline Aszmann in die Rolle verschiedener biblischer Frauen, die jeweils ihre Zeit geprägt hatten, zu vertiefen und jüdische und arabische Frauen in Israel zu treffen, die heute einen besonderen Beitrag in der Gesellschaft leisten.
Ein Shabbatabend in Jerusalem bei ‚Hineni‘, im Lokal der Suppenküche, wo tagsüber Mahlzeiten für Holocaust-Überlebende und bedürftige Menschen ausgegeben werden, war der erste Programmpunkt. An festlich geschmückten Tischen sitzend, nahmen wir an der Zeremonie des Wein- und Brotsegnens teil, lauschten den Ausführungen unseres Gastgebers und sangen fröhliche Lieder.
Am nächsten Morgen fuhren wir nach Bethlehem, um zusammen mit rund 65 christlich-arabischen Frauen im Gemeindesaal der ‚First Baptist Church‘ zu frühstücken. Marie-Louise erläuterte die besondere Rolle von Maria Magdalena als Jüngerin Jesu und ermutigte die Frauen ihr Licht noch heller scheinen zu lassen und Salz in ihrer Gesellschaft zu sein. In der Folge erzählten einige der arabischen Frauen über die Freude ihrer Bekehrung, berichteten aber auch von den Nöten von Christen, die in einer überwiegend muslimischen Gesellschaft leben. Ein kurzer Aufenthalt am Toten Meer mit einem Bad im salzigen Nass rundeten den ersten vollen Tag ab.
In den nächsten Tagen gab es neben Besichtigungen wichtiger Orte in Jerusalem auch ein berührendes Treffen mit drei Holocaust-Überlebenden des Projekts ‚Café Europa‘, welches von ‚Christen an der Seite Israels – Österreich‘ unterstützt wird. Dort treffen sich wöchentlich Überlebende aus den verschiedenen Sprachregionen Europas, hören Vorträge und lauschen Konzerten, feiern biblische Feste miteinander und ermutigen sich gegenseitig. Einen besonderen Eindruck hinterließ ein Besuch in der arabisch-jüdischen ‚Hand-in-Hand-Schule‘, der einzigen dieser Art in der Region. Arabische und jüdische SchülerInnen lernen in beiden Sprachen miteinander umzugehen; Vorurteile und Ängste werden von Kindheit an abgebaut. Irene Pollak von der ‚Jerusalem Foundation‘ gab uns wertvolle Impulse und begleitete uns bei beiden Besuchen.
In der ‚Jewish Agency‘ wurden wir von der Vize-Präsidentin Danielle Mor begrüßt; sie führte uns durch die Räumlichkeiten des beeindruckenden Gebäudes. Anhand von Gemälden und Fotos brachte sie uns in lebendiger Art die Geschichte Israels der letzten 150 Jahre näher. Wir bekamen persönliche Einblicke in die Prozesse, die bei einer Aliyah durchlaufen werden und sprachen mit zwei jungen Power-Frauen, die bereits wichtige Impulse in der israelischen Gesellschaft geben. In der Zentrale von ‚Keren Hayesod‘ wurden wir von Maya Talmon empfangen, die uns Einblicke in die Arbeit dieser wichtigen Fundraising-Organisation gab.
Es folgten zwei Tage in Galiläa, mit Besuchen in Magdala, Tabgha, Kapernaum, Nazareth und einer Übernachtung im wunderschön gelegenen Kibbutz Afik auf dem Golan mit Blick auf den See Genezareth. Nach vorangegangen, ausgiebigen Regenfällen präsentierte sich der Golan in einer Blütenpracht auf sattem Grün als Untergrund. Die Verse von Amos 9; 13-15 zeigten sich vor unseren Augen erfüllt.
Auf dem weiteren Weg nach Tel Aviv machten wir in dem malerischen Örtchen Zichron Yaakov halt, um in einer Weinstube ein köstliches Abendessen einzunehmen.
Am vorletzten Tag unserer Reise erlebten wir, was es heißt in Israel zu leben. Der Tag begann mit einem sehr beeindruckenden Besuch beim ‚Max Gruvman Day Care Center‘ im ‚Weizmann Institut‘. Dort wurden wir von der Ehrenpräsidentin von WIZO Österreich, Dr. Hava Bugajer, sowie von der Vorsitzenden, Caroline Shklarek, und von der Direktorin des Kindergartens mit ihren Kindergärtnerinnen erwartet. Wir wurden mit roten Rosen und einem köstlichen kleinen Buffet empfangen. Dieser Kindergarten kümmert sich um die Kinder jener Familien, von denen ein Elternteil im ‚Weizmann Institut‘ arbeitet. Zusammen mit den Dreijährigen bemalten wir Purim-Masken und sangen Lieder, wobei bei bestimmten Wörtern heftig mit Rasseln gelärmt wurde. Ein Gespräch mit zwei jungen Post-Docs, die beide am Institut forschen, zeigte auf, was für eine wunderbare Einrichtung diese Kindertagesstätte ist. Beide Frauen haben ihren Forschungsplatz nur Minuten von ihrem Kind entfernt und durch die enge Kooperation von Eltern und Kindergärtnerinnen können die Mütter ruhig ihre Arbeit erledigen, wissend, dass die Kinder ganz in der Nähe sind und die bestmögliche Betreuung haben.
Nach diesem Besuch fuhren wir weiter zu der ‚WIZO Technological High School‘, eine Schule, die ein Programm beherbergt, in dem Schüler mit Lernschwierigkeiten besonders gefördert werden. Aus jedem Schüler wird das Optimale herausgeholt. Es gibt viele Möglichkeiten die Begabungen auch des schwächsten Schülers zu entdecken. Neben einem Design Center für Juwelen und andere Kunstobjekte gibt es eine kleine Filmakademie, in der die Schüler lernen ein Drehbuch zu schreiben, Regie zu führen, zu schneiden und den Film zu produzieren. Diese Schule wird auch von der Stadt Wien unterstützt. Eine Plakette in der Bibliothek erinnert an eine besondere Förderin dieser Schule, Frau Dr. Barbara Prammer.
Am Nachmittag standen ein Besuch des Visitor Centers und Campus des ‚Weizmann Instituts‘ am Programm. Das Weizmann-Institut für Wissenschaften ist ein multidisziplinäres Institut für naturwissenschaftliche Forschung und Ausbildung. Ursprünglich wurde das Institut 1934 von dem Chemiker und späteren israelischen Präsidenten Chaim Weizmann unter dem Namen „Daniel-Sieff-Forschungsinstitut“ gegründet. Am 2. November 1949 wurde es dann auf den heutigen Namen umbenannt und Chaim Weizmann wurde dessen erster Präsident. Mit dem Bus erkundeten wir das ganze Gelände, während uns eine junge Forscherin über die verschiedenen Institute und Forschungsstätten informierte. Beeindruckt von diesem Tag fuhren wir zum Hotel zurück, wo wieder ein reichhaltiges Buffet auf uns wartete.
Als wir nach dem Essen zusammentrafen, um über die Geschichte des Staates Israel zu sprechen, ertönten laute Sirenen. Zwei Raketen waren aus dem Gaza-Streifen auf Tel Aviv abgefeuert worden. Der Schrecken fuhr uns in den Knochen und etwas später hörten wir Krankenwagen fahren, die traumatisierte Menschen ins Spital brachten. Für viele unserer Gruppe war dies das erste Mal in so einer Situation zu sein, und es brachte uns die Wirklichkeit, in einem bedrohten Staat zu leben, sehr nahe.
Als wir am nächsten Tag nach Rehovoth fuhren, um in einem äthiopischen Kindergarten die Shabbat-Vorbereitung mitzuerleben, erwartete uns eine wunderbare Überraschung. Hagit Yasso, eine junge aufstrebende Sängerin, deren Eltern einst zu Fuß von Äthiopien in den Sudan gewandert waren, um von dort nach Israel einzuwandern, war von Sderot gekommen, um für uns zu singen. Sie war schon am frühen Morgen in einem Bunker gesessen und da wir nicht nach Sderot fahren konnten, kam sie zu uns. Die Kraft des jüdischen Volkes, trotz aller Widrigkeiten und Bedrohungen aus dem Gaza-Streifen und der umliegenden Länder nicht ihren Lebensmut und Lebensfreude zu verlieren, imponierte uns von Neuem.
Die Worte des wunderbaren Psalms 121 begleiteten uns besonders an diesen letzten beiden Tagen: „Siehe, der Hüter Israels schläft noch schlummert nicht.“