• Dolores erlebt in der Ukraine den zweiten großen Krieg ihres Lebens. Der Besuch durch CSI-Mitarbeiterin Anemone tut ihr unendlich gut. Alle Fotos: CSI
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„Mama’ ist für mich ein Wort wie ‚Guten Tag”

editor - 18. November 2024

Dolores – lateinisch die Schmerzerfüllte – ist ein sehr ungewöhnlicher Name in der ehemaligen Sowjetunion. Und wie passend für Dolores‘ Kindheit, in der sie so viel Schmerz erleben musste. Immer wieder entdecken wir mit unserem Team von Christen an der Seite Israels (CSI) vor Ort in der Ukraine solche Schätze – jüdische Menschen, die unglaublich viel erleiden mussten und die dennoch mit einem offenen Herzen jede freundliche Geste empfangen, die wir ihnen gerade aus Deutschland überbringen können.

Dolores‘ Geschichte beginnt 1937 im ostukrainischen Charkow, wo sie geboren wurde. Ihr Vater Jakov war Ukrainer, ihre Mutter Riveka Jüdin. „Oma ist zu Kriegsbeginn schwer krank geworden, deshalb konnten wir nicht weg, als die Deutschen kamen; dann ist sie gestorben“, erzählt Dolores. „Papa musste Gräben ausheben. Jeden Tag musste er viele Kilometer zur Arbeit laufen. Hinter dem Traktorwerk war ein Lager, dahin haben sie die Juden gebracht. Die haben dort auch Zwangsarbeit verrichtet. Eines Tages, als Papa von der Arbeit zurückkam, war da niemand mehr. Alle erschossen, in Drobitzky Yar. Das ist das Babi Yar von Charkow.

Da sind wir Kinder mit Papa zu Oma geflohen – also zu seiner Mutter –, die Ukrainerin war und auf dem Dorf gelebt hat. Meine Schwester haben sie zur Zwangsarbeit nach Deutschland verschleppt. Sie ist 1945 zurückgekommen und 1949 gestorben. Papa hatte solche Angst um uns. Er hat meinen Bruder und mich immer bei Oma versteckt. Als sich die Deutschen zurückgezogen haben, haben sie vorher noch Omas Haus in Brand gesetzt.“

Und wo war ihre Mutter die ganze Zeit? „Na, die haben sie doch erschossen! Zusammen mit den anderen, in Drobitzky Yar. Das Wort ‚Mama‘ – das ist für mich wie ‚Guten Tag‘. Ich habe keinerlei Beziehung dazu. Ich habe keine Erinnerung an sie.“

Eine Unterstützerin hat einen symbolischen Edelstein mit einer Botschaft für Dolores mitgegeben.

Uns fehlen die Worte. Wir können gerade einfach nur da sein für Dolores. Und sie freut sich: über ein bisschen Wärme von ihrer neuen Wärmflasche, über ein selbstgebackenes Zimtherz aus Magdeburg. Über den Blumenkorb und über den symbolischen Edelstein mit einem Kärtchen aus Bad Homburg, auf dem ihr eine CSI-Unterstützerin übermittelt, dass sie für sie betet und dass sie, Dolores, wie ein kostbarer Reif in der Hand ihres Gottes ist.

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